Der Biokreis lädt ein
In einer großen Runde stehen 60 Personen und hören einer der Wertschöpfungsketten-Managerinnen beim Biokreis und einem Hersteller für vegane Snacks zu, wie sie gemeinsam daran arbeiten, die Produkte des Herstellers sukzessive auf heimische Rohstoffe umzustellen. Ein Beispiel, das sehr anschaulich macht, wie komplex diese Umstellung ist, ist eine Creme auf Cashew-Basis, die der Hersteller in Backwaren verwendet und die nicht einfach durch ein regionales Produkt ersetzt werden kann. Die Wertschöpfungsketten-Managerin wendet sich an die Runde und lädt ein, gemeinsam zu brainstormen. Und plötzlich sprudeln von allen Seiten Ideen, was mögliche Spuren sein könnten, um das Produkt anders zu denken und welche Zutaten interessant sein könnten. Eine von vielen Ideen, die zusammen kommen: den Presskuchen aus der Herstellung von Leinöl weiterverwenden. Das ist sie also: die Schwarmintelligenz eines Wertschöpfungs-Netzwerkes.
Die große Runde ist Teil einer Veranstaltung des Biokreis zum Aufbau von Wertschöpfungsketten und die Teilnehmer:innen kommen aus den unterschiedlichsten Organisationen im Kontext Bio und regionaler Lebensmittelversorgung: aus dem Handel und der Logistik, aus der Landwirtschaft und dem Obstbau, von Initiativen und Ernährungsräten, aus der Landes- und Stadtverwaltung, aus der Gemeinschaftsverpflegung und den Verarbeitungs-Unternehmen.
Der Biokreis hat iniciato mit der Konzeption und Moderation dieser kleinen Veranstaltungsreihe beauftragt. Die ersten beiden Veranstaltungen liefen eher klassisch mit Vorträgen und Arbeitsgruppen und dort gab es spannende Diskussionen zwischen den Besucher:innen. Alle waren zufrieden und doch fehlte das Mehr an Lebendigkeit, mit dem wirklich Neues eingeladen wird. Also haben wir für die beiden Folgeveranstaltungen nach einem anderen Weg gesucht, die Menschen näher zusammen zu bringen und die Möglichkeiten eines Wertschöpfungs-Netzwerkes erlebbar zu machen.
So entstand die Idee, die Teilnehmer:innen zu Spaziergänger:innen zu machen und sie durch die Fragen und Ansätze regionaler Wertschöpfungsketten wandeln zu lassen. Die Teilnehmer:innen kommen während der Veranstaltung an verschiedenen Stationen vorbei. An den Tischen stellen sich einzelne Initiativen vor und die Runde nimmt die Impulse auf und sucht nach Anknüpfungspunkten für die eigene Arbeit. So beschäftigt sich eine Station mit der Ganztierverwertung beim Rind, an einem anderen Tisch wird nach Möglichkeiten gesucht, eine Verarbeitungs- und Vermarktungs-Kette für regionalen Bio-Weißfisch aufzubauen und an wieder andere Stationen zeigen Unternehmen Ihr Engagement für den Klimaschutz und laden zum mitmachen ein.
Zwischen dem fokussierten Arbeiten gibt es kurze Impulsvorträge und eine Speakers Corner, an der sich Unternehmen und Initiativen mit ihren Beispielen vorstellen können. Und zwischendrin und zum Schluss ist ausreichend Pausenzeit, um an einem Buffet regionale Produkte zu genießen und mit den vielen Anderen in Kontakt zu kommen.
So wird Produkt-Wertschöpfung zu Netzwerk-Wertschöpfung – das kreativ Schöpferische in uns blüht auf und geht mit spazieren..