Einstieg in eine lebendige Fehlerkultur

Ein Teamtag zum Thema Fehlerkultur, der Stuhlkreis ist eng gestellt, die Mitte des Raumes ist liebevoll mit einem Blumenstrauß geschmückt. Es passen gerade so alle in den Raum und es ist schon zu Beginn ziemlich warm. Wir warten auf die Nachzügler und eine leichte Anspannung ist dem Team durchaus anzumerken: einen ganzen Tag rund um den Umgang mit Fehlern, was das wohl bringen wird.

Erfahrungsgemäß bringt das sehr viel: das Thema ist ein großartiger Einstieg, um die Kultur des Miteinanders in den Blick zu nehmen und behutsam zu verändern. Denn ein konstruktiver Umgang mit Fehlern misst sich daran, wie Einzelne und das Team als Ganzes lernen und wie die Akteure gestärkt werden können. Am Ende des Blogbeitrags findet ihr ein Fehler-Memory um selbst gemeinsam und spielerisch in das Thema einzusteigen.

Doch zunächst zum Verständnis: Es gibt zwei Grundlagen, die sich über eine konstruktive Fehlerkultur weiter ausbilden werden: ein Raum psychologischer Sicherheit und ein Lernweg der Impulskontrolle für die oder den Einzelnen.

Wie erlebe ich als Einzelne:r eine konstruktive Fehlerkultur?

Als Person, die einen Fehler macht, bin ich gefordert, die Folgen des Fehlers aktiv aufzugreifen und zu begrenzen. Und weil es bei uns Usus ist, fällt es mir leicht, mit anderen über diesen Fehler zu sprechen und bei Bedarf auf deren Unterstützung zurückzugreifen. Die Reaktionen der Anderen bestärken mich eher: ich höre erst einmal Fragen, um den Sachverhalt differenziert darstellen zu können, und dann folgt ein gemeinsames Überlegen, was ich brauche, damit ein solcher Fehler sich nicht wiederholt. Und wird in den Gesprächen klar, dass es nicht nur mein eigenes Problem ist, dann stellt sich im nächsten jour fixe die Frage an das ganze Team: was können wir aus diesem Fehler lernen?

Und natürlich gibt es auch Poltergeister im Team, die schnell mit einem Urteil zur Hand sind. Aber ich darf sie darauf hinweisen und meist entschuldigen sie sich auch. Denn letztlich wissen die Polterer ja auch, dass Vorwürfe nichts dazu beitragen, dass ich oder die Organisation etwas lernen. Glücklicherweise ist auch das ein Lernweg für alle, dass es sich lohnt, nicht impulsiv auf tatsächliche oder vermeintliche Fehler zu reagieren.

Was heißt das für mich als Führungskraft?

Zuallererst bin ich gefragt, meine Reaktion auf Fehler zu reflektieren. Das kann ich für mich alleine tun oder meine Mitarbeitenden bitten, mir Feedback zu geben. Wie also reagiere ich, wenn ich einen Fehler mitbekomme: Frage ich nach und suche nach einem Weg des Stärkens oder bin ich eher ungehalten und schwäche die Person durch meine Reaktion?

Bin ich tendenziell schnell und impulsiv in meinen Reaktionen, ist meine wichtigste Aufgabe, mich hier zu bremsen. Und mir anzugewöhnen, dass ich am Anfang einen Atemzug Pause mache, bevor ich reagiere (und nach einer Weile schaffe ich dann schon zwei).

Im Umgang mit Fehlern ist ein Leitsatz für Führungskräfte, dass Fehler nicht ignoriert werden. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, einen aktiven Umgang zu pflegen. Sprich: Relevante Fehler haben immer auch eine Konsequenz, aber diese liegt im Dialog und ist Anlass für Entwicklung.

Warum eignet sich das Thema für den Einstieg in einen Kulturentwicklungsprozess?

In einem Teamtag über den Umgang mit Fehlern kommt man an vielen Aspekten der Unternehmenskultur vorbei und es reifen erste Ideen, was sich verändern darf. Wenn sich daraus ein kleines Team bildet, das sich dieser Themen annimmt und immer mal wieder in eine der Teamtermine einspeist, dann habe ich mit dem einen Tag eine gute Grundlage gelegt und es ist klar, dass sich Dinge ändern sollen, ohne dass ich einen großen Kultur- oder Veränderungsprozess in Gang setzen muss.