Den eigenen Gestaltungsraum spürend erkunden: eine Anleitung

In der somatischen Arbeit haben wir eine Methode entwickelt, die dazu dient, meinen eigenen Gestaltungsraum zu erkunden und auch, um mich einfacher zu klären: wie geht es mir mit meinem Gestaltungsraum und was sind gerade meine Bedürfnisse. Die Methode ist auch super einsetzbar, wenn es darum geht, Rollen neu zu verteilen oder das selbstverantwortliche Arbeiten weiterzuentwickeln.

Wir stellen diese Methode hier im Rahmen unserer Serie zu selbstverantwortlichem Arbeiten in Teams vor, weil sie sowohl in der individuellen Arbeit zu diesem Thema wie auch als Methode für das Team hilfreich ist und einfach eingesetzt werden kann.

Vorbereitend braucht es für jedes Teammitglied ein 2-3 m langes Stück Schnur oder Kordel (idealerweise zwischen 3 und 6 mm Dicke). Die Methode kann drinnen in einem Besprechungsraum umgesetzt werden (dann braucht es viel freien Platz auf dem Boden und keine Tische, die im Weg stehen) oder auch draußen (auf einer Wiese oder im Wald).

Alle Teilnehmenden suchen sich einen geeigneten Platz, um an der Stelle zu arbeiten. Ab hier verläuft die Übung in Stille – nur die Moderation gibt Aufgaben und Fragen. Im Stehen halten alle inne und verbinden sich mit dem Ort und mit ihren Rollen bzw. Aufgaben: Was ist alles in meiner Verantwortung? Was gestalte ich alles?

Nun nimmt jede:r das vorbereitete Stück Schnur zur Hand und legt damit auf dem Boden den eigenen Gestaltungsraum in einer Größe und Form, wie es sich für die Person stimmig anfühlt. Im besten Fall passiert das ohne langes Überlegen, sondern ziemlich spontan. Der Raum darf in Größe und Form im Verlauf der Übung angepasst werden (idealerweise am Ende jedes Erkundungsschrittes nochmal erfragen) – der gelegte Raum muss also nicht so bleiben wie zu Beginn.

  1. Erkundungsschritt: das Innen erkunden. Die Teammitglieder stellen sich in den gelegten Raum und erkunden den Raum. Anfänglich stehend mit geschlossenen Augen, später auch durch langsames Umhergehen in dem Raum. Die Moderation unterstützt durch Impulsfragen, wie zum Beispiel: Wie fühlt sich Dein Raum an? Ist es Dir vertraut? Fühlst Du Dich gut darin? Fühlt sich die Größe richtig an? Die Form?
  2. Erkundungsschritt: die Grenzen erkunden. Die Teammitglieder laufen sehr langsam die Grenzen ihres Raumes ab und fühlen diese Grenze. Die Moderation unterstützt durch Impulsfragen, wie zum Beispiel: Wie fühlt sich die Grenze an? Was gehört alles nach innen? Was gehört nicht hinein, sondern ins Außen?
  3. Erkundungsschritt: von Außen draufblicken. Die Teammitglieder stellen sich in den Außenbereich neben ihrem Gestaltungsraum und blicken hinein. Die Moderation unterstützt durch Impulsfragen, wie zum Beispiel: Wie geht es mir, wenn ich von außen darauf blicke? Wie geht es den anderen, die mit mir zusammenarbeiten, wenn sie vor dem Raum stehen?

Anschließend gibt es eine Auswertungsphase, in der jede:r schriftlich wichtige Erkenntnisse zu der Übung festhält. Idealerweise gibt es dazu Leitfragen, die helfen konkret zu werden. Beispielsweise:

  • Was brauchst Du, um gut in Deinem Gestaltungsraum zu wirken?
  • Wie geht es Dir mit der Grenze Deines Raumes – wo ist sie klar genug? Wo ist sie unklar?
  • Was sollte sich zu heute ändern, damit Du genügend Abgrenzung hast und gleichzeitig genügend Offenheit und Erreichbarkeit, um in einer guten Kooperation mit den Anderen zu sein?

Mit etwas Übung kann man die Übung auch alleine für sich machen. Dann ist es gut zu den drei Erkundungsschritten die Anleitung in Stichworten und die Fragen ausgedruckt auf den Boden außerhalb des Raumes zu legen, so dass ich für jeden Schritt die passende Anleitung im Blick habe.